Wetterfühligkeit: ein Mythos oder gibt es das wirklich?
Etwa 50 % der Deutschen bezeichnen sich selbst als wetterfühlig. Ändert sich das Wetter, dann haben sie z. B. auf einmal Knieschmerzen oder ihre Migräne wird schlimmer. Aber gibt es das überhaupt? Und wenn ja, was genau passiert dabei im Körper? Lest selbst.
Gibt es Forschungen dazu?
Forscher des Kopfschmerzzentrums am Policlinico Gemelli Krankenhaus in Rom haben über zwei Jahre lang klinische Daten von 1.742 Patienten gesammelt, die mit Migräne in die Notaufnahme kamen. Anschließend haben sie diese mit den Wetterdaten verglichen. Die Ergebnisse haben sie im Juli 2023 veröffentlicht.
Das Team fand heraus, dass regelmäßig mehr Patienten mit Migräne in die Notaufnahmen kamen,
- wenn es einen Temperaturanstieg gab (im Vergleich zum Vortag oder zwei Tagen davor)
- bei Veränderungen des Luftdrucks oder der Luftfeuchtigkeit (im Vergleich zum Vortag oder zwei Tagen davor)
Das Problem sind nicht bestimmte Temperaturunterschiede, sondern die plötzliche Veränderung. Jede schnelle Veränderung der Wetterparameter beeinflusst offenbar die neuronale Erregbarkeit des sogenannten trigeminovaskulären Systems. Diese mit den Blutgefäßen im Kopf verbundenen Nerven spielen auch eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Migräne-Symptomen.
Was ist Migräne überhaupt?
Migräne gehört zu den am häufigsten auftretenden neurologischen Erkrankungen. In Deutschland leiden bis zu 20 % der Frauen und rund 8% der Männer an diesen stundenlangen Kopfschmerzen, die zusammen mit Sehstörungen, Schwindel, Gefühlsstörungen an Armen oder Beinen, Licht- und Lärmempfindlichkeit, Übelkeit oder Appetitlosigkeit auftreten.
Welche körperliche Beschwerden gibt es bei Wetterfühlichkeit noch?
Ändert sich die Wetterlage zum Beispiel von einer Tiefdruck- in eine Hochdruckphase oder umgekehrt, so gerät der Organismus aus dem Gleichgewicht. Das kann körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Schwindelgefühle oder Gelenk oder Narbenschmerzen zur Folge haben. Auch Narbenschmerzen oder das Jucken von Narben treten oft auf, wenn das Wetter umschlägt.
Wer ist besonders betroffen?
Personen, die Kreislaufbeschwerden und Migräne (siehe oben) haben, spüren Wetterumschwünge deutlicher als andere. Ältere Menschen und Frauen, besonders in der Schwangerschaft oder Menopause, klagen häufiger über wetterbedingte Beschwerden als Männer. Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Asthma oder Rheuma sind ebenfalls häufiger betroffen.
Das wir auf das Wetter und die Natur reagieren, ist eigentlich ganz normal, Allergiker können ein Lied davon singen und auch alle, die in der dunklen Jahreszeit schlechte Laune bekommen. Auch eisige Kälte, Hitze oder schwüle Luft belasten das gesamte Herz-Kreislauf-System: der Körper muss deutlich mehr Energie aufwenden, um die eigene Temperatur bei 37 Grad zu halten.
Was tun?
Wetterfühligkeit ist keine Erkrankung, sondern eher ein persönliches Empfinden, das mit dem vegetativen Nervensystem zusammenhängt. Ein großes Problem ist, dass wir uns zu viel in geschlossenen Räumen aufhalten. Je weniger wir uns draußen an der Luft bewegen, desto schwerer gelingt es unserem Körper, sich an die stetig wechselnden Bedingungen durch den Klimawandel zu gewöhnen.
Ihr könnt euren Körper mit Wechselduschen oder Saunabesuchen trainieren, aber auch Schlaf ist wichtig, mindestens 7 Stunden sollten es pro Nacht schon sein.
Bei sehr stark ausgeprägten Wetterbeschwerden solltet ihr jedoch unbedingt einen Arzt aufsuchen, um sicherzugehen, dass den Beschwerden keine organischen Erkrankungen zugrunde liegen.