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Max Giesinger fragt gern Fremde, welchen Song er veröffentlichen sollte

Max Giesinger ist zurück mit seinem neuen Song „Menschen“. Was er genau für ein „Mensch“ ist, wie er seine neuen Songs einem Qulitätscheck unterzieht und warum seine Nachbarn ein ganz schön dickes Fell brauchen, das hört ihr hier im Interview mit Klaas Scholtalbers:

Max Giesinger begeht eine Ruhestörung
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Max Giesinger ist Karaoke Fan
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Max_Giesinger möchte nicht politisch sein
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Max Giesinger testet seine Songs an Fremden
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Max Giesinger über seine neue Single "Menschen"
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Max Giesinger über dass Sesshaft werden
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Max Giesinger über den Erfolg von "80 Millionen"
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Max Giesinger über das Erkannt werden
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Das ganze Interview:

Klaas: Ich wollte über diesen Weg auch noch mal liebe Grüße an deine Nachbarn schicken, die hattest du ja letztens in deiner Instagram-Story, weil dich da die Kreativität mitten in der Nacht gepackt hat.

Max Giesinger: Ja, da ist es mit mir durchgegangen. Ich habe ja ein Klavier zu Hause stehen und normal halte ich auch die nachbarlichen Ruhezeiten immer ein, aber irgendwie hatte ich die Zeit vergessen und es war wohl dann doch schon irgendwie halb zwei. Dann habe ich halt vielleicht so fünf, sechs Minuten ein bisschen gespielt und am nächsten Tag hatte ich dann einen Zettel an der Haustür hängen mit, ey Max Giesinger, es wäre cool, wenn du das nächste Mal einen Kopfhörer benutzen könntest. Ich habe mich entschuldigt, öffentlichkeitswirksam und das wird auch nie wieder vorkommen.
Innerhalb unseres Hauses hat sich noch niemand beschwert, weil wir sind alle laut. Es wohnt da einer von Deichkind, dann noch die Keyboarderin von Bosse, mein Gitarrist wohnt da auch noch, das ist okay. Aber ich habe die Idee aufgenommen, wahrscheinlich wird ein Song daraus entstehen, aber ich habe auch meine Lehre gezogen. Das haben sich auch sehr viele aufgeregt bei Social Media in den Kommentaren. Zu Recht, es war fast schon Zeit, an mich hinzudorgen, was mir einfallen würde, sowas zu tun. Oder ich verstehe es auch.


Klaas: Du bist ja, habe ich jetzt auch festgestellt, großer Karaoke-Fan.

Max Giesinger: Riesiger. Ich singe schon länger gerne Karaoke. Es gibt ja in Hamburg auch ein paar geile einschlägige Bars, wo man das sehr gut machen kann. Die Tai Oase, da haben wir auch das Video zu meiner neuen Single "Menschen" gedreht. Ist irgendwie ein guter Move gewesen. Ich habe alle meine Freunde eingeladen. Es gab Freibier und wir hatten einen wahnsinnig geilen Abend und es ist wirklich ein super geiles Video geworden.

Klaas: Und welche Songs pickst du dir dann mal raus beim Karaoke singen? Hast du so ein paar Klassiker?

Max Giesinger: Das gibt so die vier, fünf Top-Tester, sage ich mal. Das ist hier Major Tom, völlig losgelöst. Ist immer ein Kracher. Also umso betrunkener die Leute, umso besser. Gerade am Ende, wenn dieser Klimax kommt mit diesem hohen Oh, oh, oh. Dann drehen die Leute voll durch.
Und ich finde es dann immer ganz lustig, andere Deutsch-Pop-Songs zu singen und zu gucken, ob die Leute checken, ob das eigentlich gar kein Song von mir ist. Und ich habe auch schon öfters mal Andreas Bourani "Ein Hoch auf uns" gesungen. Und dann kamen immer danach Leute schulternklopfend an mir vorbei und meinten Geil, dass du auch dein größtes Lied hier heute performt hast. Das ist echt eine Ehre für uns.

Klaas: Ich bin ja so großer "99 Luftballons"-Sänger oder Herbert Grönemeyers "Männer." Da ist dann auch irgendwann die Stimme dann egal. Das kann man dann einfach so wegballern und alle machen mit.

Max Giesinger: Den kriegst du hin? Der ist ja schon sehr schwer zu singen, oder? Der ist extrem hoch.

Klaas: Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn hinkriege. Ich habe nur gesagt, dass ich ihn singe.

Max Giesinger: Aber darum geht es ja auch nicht im Karaoke. Umso beschissener, desto witziger eigentlich.


Klaas: Taylor Swift hat ja gerade erst gesagt, ich wähle jetzt Kamala Harris, ich beziehe jetzt Stellung und das ist auch ganz deutlich, was man ja als Künstler immer eigentlich vermeiden möchte, weil man sagt, ich mache halt meine Kunst, ich mache Musik und Politik ist halt ein anderes Feld. Hailu hat sich ja zum Beispiel auch irgendwie geäußert, hat gesagt, ja, Söder und Merz sind ganz toll und wir wollen keine Messerstecher in Deutschland. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass die Musiker und die Künstler auch in Deutschland immer politischer werden und sich eben nicht mehr so raushalten wollen. Empfindest du das genauso?

Max Giesinger: Weiß ich nicht so richtig. Ich habe das Gefühl, die immer politisch waren, sind politisch geblieben und die es nie waren, sind es auch nicht so richtig. Also das ist eher so mein Eindruck. Taylor Swift war ja schon immer dafür bekannt, dass die ganz klar Stellung bezogen hat und, glaube ich, auch schon vor sieben, acht Jahren gegen Trump gewettert hat. Das ist, glaube ich, jetzt nichts Neues. Das wird Heino ja tatsächlich noch nicht mitbekommen. Aber ich finde das, wenn man sich dafür entscheidet, das zu tun, finde ich das gut. Man muss sich immer überlegen, also das ist für mich immer so die Frage, wenn in unser aller Leben sich alles nur noch um Politik dreht, du einen Fernseher anmachst, ein Radio anmachst und es ist einfach 24-7 ist das Thema, willst du dann auch noch von Max Giesinger krasse politische Songs haben? Und dass ist jetzt der Typ, wo du denkst, das höre ich mir jetzt mal an und da geht es vielleicht auch um ein paar zwischenmenschliche Dinge oder wie er das mit seiner Beziehung da angestellt hat oder was ich sonst singe, weiß ich nicht, ob das auch automatisch meine Aufgabe sein muss als Künstler in meiner Musik.

Klaas: Also eher so eine Insel der Erholung?

Max Giesinger: Keine Ahnung. Wenn ich morgens Yoga mache mit Maddie Morrison, dann will ich ja auch nicht, dass sie mir irgendwie gerade erzählt, was Scheiße in der Welt läuft und was ich besser machen will. Da will ich mal eine halbe Stunde entspannen. Und ich frage mich, ob das auch noch meine Aufgabe ist, das zu tun, Leute damit auch noch vollzuballern oder denen einfach zu sagen, bei mir kannst du dich kurz erholen, da geht es vielleicht um ein paar kleinere Themen, vielleicht auch um ein paar größere, aber zumindest nichts krass politisches, was einen wieder in dieses, oh Gott, die Welt geht bald unter Mindset bringt.

Klaas: Das kann ja auch nicht jeder von dir verlangen. Du musst jetzt aber perfekt in dem sein und perfekt in dem sein und perfekt in dem sein und dann bitte noch politisch und im besten Fall lebst du auch noch so gesund, dass alle dir das nachmachen können.

Max Giesinger: Ja, das stimmt. Versuche ich ja auch mein Bestes zu tun. Ich sage dir ganz ehrlich, eben habe ich mir eine 9er Chicken McNuggets reingeballert, wo ich ein ganz Knackiges gegessen hatte und ultra Bock drauf hatte. Es war nicht geil, aber manchmal macht man das auch. Ich mache es aber nicht jeden Tag, sondern einmal im Monat oder so.

Klaas: Aber du kannst es dir echt erlauben. Ich habe deine Fotos im Internet durchgeguckt und ab und zu gucke ich deine Storys und denke mir, der Mann ist gut trainiert. Der macht was für seinen Körper.

Max Giesinger: Also wüsste ich auch nicht, ob ich da so motiviert wäre, wenn ich jetzt nicht diesen Job hätte, wo ich auf der Bühne stände und man natürlich auch immer wieder abgelichtet wird. Ich meine, Social Media ist so allumfassend. Egal, wo ich reinlaufe, ist eine Kamera auf dich gerichtet. Natürlich will man da jetzt irgendwie nicht einen geraden Rücken haben. Wenn ich nichts mache, dann falle ich so in mich zusammen wie quasi Modo. Da muss ich aufpassen.


Klaas: Du hast im Sommer ganz viele Konzerte gespielt, hast aber auch ganz viel Zeit gefunden, davor vielleicht auch schon Songs zu schreiben. Eine davon kommt jetzt als Single raus. Hat man so viele Babys, die man alle gut findet oder ist das wirklich so, dass du denkst, okay, 39 sind jetzt okay und der eine ist aber derjenige, den ich rausbringen will?

Max Giesinger: Also ich mache immer so einen Test. Ich lerne ja oft auch immer randommäßig Leute kennen, wenn ich in der Bahn fahre oder so, dann sitzt der immer neben mir, dann kommen wir ins Gespräch oder keine Ahnung, wo, im Urlaub. Ich mache immer mal wieder irgendwelche Abenteuerurlaube, wenn ich da Leute kennen lerne, sage ich, hast du mal kurz eine halbe Stunde Zeit, ich gebe dir hier mal kurz ein paar Songs auf die Ohren, hier ist ein Zettel, du schreibst jetzt nach einem Ranking auf und dann gucken wir mal, was passiert. Und da war es schon ein ganz toller Ausschlag bei "Menschen", auch bei zwei anderen Songs, die wahrscheinlich auch eine Single werden, wo ich aber auch selber immer dachte, oh, ich glaube, das sind die Banger. Und ja, bei "Menschen" hatte ich eigentlich direkt, als wir den geschrieben hatten vor einem Jahr das Gefühl, das muss eigentlich die erste Nummer werden, weil er so etwas Umarmendes hat und so ein schöner, wieder so ein Hallosager ist, nachdem ich jetzt noch ein bisschen Break gemacht hatte.

Klaas: Was machst du dann mit den Songs, die überbleiben? Michi Schulte kriegt alle die, die überbleiben, oder?

Max Giesinger: Genau, Michi Schulte kriegt die meisten erst mal und wenn der sie nicht nimmt, dann geht es weiter an Vincent Weiss und dann geht es dann so, wäre geil, wenn es so wäre. Aber es kam tatsächlich schon vor, dass Songs dann auch weitergegeben wurden, dass irgendwann ein Künstler gesagt hat, jo geil, mache ich, aber das passiert relativ selten. Ich würde sagen, dass die meisten Songs dann irgendwie rumliegen und vergammeln, auch wenn sie ganz schön sind, es gibt dann ja meistens auch einen Grund, warum sie nicht auf die Platte gekommen sind, haben die letzten paar Prozentchen gefehlt.


Klaas: Du besingst in "Menschen" da ja viele Eigenschaften von Menschen, da frage ich mich natürlich, was davon bist du denn oder wo siehst du dich denn?

Max Giesinger: Ich muss mal kurz meinen eigenen Text durchgehen. Also wir haben so unsere Päckchen und die tragen wir, auf jeden Fall habe ich meine Päckchen, so wie jeder andere Mensch auch. Ich habe ein paar ordentliche Issues, aber deswegen bin ich wahrscheinlich auch Künstler geworden, die brauche ich wahrscheinlich auch, um irgendwas zu erzählen zu haben. Und ja, die Liebe scheitern sehen, habe ich vor kurzem erst erlebt, das ist auch alles passiert. Ich muss jetzt den Text durchgehen, wenn ..., Loser und Erfinder, manchmal fühle ich mich auch wie ein kleiner Loser. Selbst nachdem ich all das erreicht habe, was ich erreicht habe, denke ich manchmal, also fühlt sich manchmal so alles, als wäre nichts davon real. Solche Momente habe ich auch. Aber im Endeffekt geht es ja primär darum, dass ich die letzten zehn Jahre unfassbar viele Menschen kennengelernt habe, 800 Konzerte gespielt habe, immer auf Reisen war und ich total viel mit Leuten gequatscht habe und jeder hat wirklich irgendein fucking Päckchen und am Ende wollen wir alle nur happy sein.


Klaas: Wir haben vor ein paar Jahren mal ganz lange zusammengesprochen und da ging es logischerweise auch mal um deinen Kumpel Michi Schulte, der ja ein total schönes Familienkonzept hat, also hat ein Haus und lebt mit seiner Frau zusammen und hat seine Kinder. Und da hast du damals gesagt, ach manchmal bin ich auch neidisch darauf und irgendwann kommt das noch. Wann ist denn das irgendwann?

Max Giesinger: So eine gute Frage, weil wahrscheinlich habe ich dir vor drei Jahren gesagt, ja so in drei, vier Jahren gerne. Und jetzt sage ich wieder so in drei, vier Jahren und ich frage mich, ob ich dann mit 40 dann an dem Punkt sein werde und das behaupten werde oder ob das einfach immer weiter nach hinten geschoben wird von mir und dann am Ende nie passieren wird. Aber wenn ich jetzt so mal auf mein Leben blicke, na ich bin ja schon eher so ein rastloser Typ gewesen. Ich bin jetzt auch nicht bekannt dafür, dass ich mega langlebige Beziehungen hatte, jetzt irgendwie Ewigkeiten hielten. Aber ich merke schon, wie ich so ein bisschen mehr bei mir ankomme, auch mehr Bock habe, so Zeit in Hamburg zu verbringen. Einfach nicht immer rumzureisen und so, für mich ist es auch mehr anstrengend. Und so ein kleines Zuhause, irgendwann mal Familie, eine Frau, die nochmal so eine zusätzliche Säule im Leben ist, sich einfach davon nochmal was aufzubauen, da wird der Drang schon immer größer, muss ich schon sagen. Ich glaube, das wird auch irgendwann passieren.

Klaas: Hast ja lustigerweise auch selber mal gesungen.

Max Giesinger: Ja, irgendwann ist jetzt, meinst du, oder?

Klaas: Ja, oder irgendwann kommen wir an, die Reise.

Max Giesinger: Ich habe es eigentlich schon öfter gesungen, fällt mir gerade auf, in verschiedenen Songs. Ja, genau. Irgendwie hat das alles miteinander verwoben, hat einen roten Faden. Zuhause, da habe ich mein Zuhause vermisst, ich will immer nur weiter. Zuhause vermisst, wo auch immer das ist. So da bin ich schon ein Step weiter. Ja, aber man geht ein paar Tippelschrittchen nach vorne, dann wieder einen halben Meter zurück, dann zwei Meter nach vorne. Es ist nicht so ein gradueller Weg, sondern man wird halt langsam und gemächlich zur besseren Version von sich selbst.

Klaas: Schön gesagt. Also wenn wir jetzt Psychologe wären, dann könnten wir alle deine Songs mal in chronologische Reihenfolge bringen und dann so deine Persönlichkeitsentwicklung einfach mal beobachten wahrscheinlich.

Max Giesinger: Das wäre geil, ey. Da würde man einfach nur den Kopf schütteln und sagen, alles verloren. Gib's auf. Gib's auf. Hör auf, bring' nie wieder neue Musik raus.

Klaas: Nee. Das gibt's nicht. Das hoffentlich nicht.


Klaas: Siehst du das als Fluch und Segen zugleich, dass es damals so raketenmäßig abgegangen ist, dass du jetzt quasi alle Songs, die du rausbringst, daran misst, oder siehst du das gar nicht so als so was Negatives?

Max Giesinger: Ich sehe das als was durchweg Positives, weil ich vor 80 Millionen der Viertplatzierte von Voice of Germany war. Und ich bin viel lieber der Typ, der für seinen eigenen Song bekannt ist, wie für eine Fernsehshow, wo ich Cover-Songs gesungen hatte, auch wenn Voice of Germany ein total geiles Format ist. Da dachte ich mir immer, ich habe eigentlich mehr auf dem Kasten, als der Viertplatzierte von Voice of Germany zu sein. Deswegen freue ich mich immer, dass ich es geschafft habe, einen so großen Song rauszubringen, der vielleicht immer noch bekannter ist als meine eigene Person. Und es ist ja jetzt doch auch so, dass ich jetzt kein One-Hit-Wonder war, es gibt ja auch noch andere Songs, die Leute mitsingen können, "Wenn sie tanzt" oder "Legenden", "Auf das, was dann noch kommt". Da bin ich auch ganz happy mit.

Klaas: Oder "ein Hoch auf uns".

Max Giesinger: "Ein Hoch auf uns", einer meiner größten Hits. Selbst wenn es so gewesen wäre, hätte ich auch gesagt, geil, einmal geschafft, einmal Hit gehabt und es wurden noch ein paar mehr. Aber ob ich jetzt nochmal den 18 Millionen 2.0 schaffe, keine Ahnung. Ich glaube, da muss man einfach Druck rausnehmen und sich jetzt sagen, man macht die Mucke, die einem Spaß macht, so viel Spaß wie möglich, keine Rücksicht auf Verluste und wenn es passiert, dann passiert es und wenn nicht, dann ist es auch okay.


Klaas: Du wirst ja logischerweise jetzt, vor allen Dingen nach dem Sommer, wo du auf vielen Bühnen standest, du hast gerade schon gesagt, 800 Konzerte gespielt, so viele Menschen getroffen, so viele Leute, die dich ja auch kennen und erkennen und du hast ja auch kein Allerweltsgesicht, sondern so ein, ich sehe dich ja gerade vor mir, also der typische Max Giesinger mit den verwuschelten Haaren und dem Dreitagebart, einfach ein gut aussehender Mann, aber das nervt doch sicherlich auch, oder? Also nicht das Gutaussehen, sondern das Erkanntwerden auf der Straße. Es gibt ja nicht nur Max Giesinger-Fans, sondern auch Max Giesinger-Hater und dann kommen sie an und wollen irgendwas von dir. Wie sehr kommst du damit klar?

Max Giesinger: Es ist wirklich total stimmungsabhängig, wie ich damit klarkomme. Wenn ich einen total guten Tag habe und mit mir selbst voll im Reinen bin und ich habe Bock, mit Leuten zu socialisen, dann habe ich da gar kein Problem mit, wenn mich Leute vor allem auch nett anquatschen. Also zum Beispiel letztens habe ich mir einen Kaffee geholt und dann kamen innerhalb von drei Minuten zwei Leute. Einer, der gerade meinen Song gehört hat, war so, ey, ich höre gerade dein Lied, ich bin aus Argentinien und übe mit dir Deutsch. Mit 18 Jahren habe ich meine ersten Worte gelernt. Ich war so, wie geil ist das?
Dann kam eine Asiatin danach, eine chinesische Austauschstellerin zu mir, meint, du bist doch Max Giesinger, mit deiner Musik habe ich auch Deutsch angefangen zu lernen. Ich war so, was geht jetzt ab, Alter, wie geil ist das? Das hat mich dann total gepusht und mir gezeigt, ey krass, das, was ich da mache, ist nicht egal, sondern es gibt Leuten was. Das hat dieser Morgen gezeigt, auch wenn es nicht jeden Tag passiert, dass ich so etwas erlebe.
Und dann gibt es natürlich auch Abende, wo man abends rausgeht und sich in irgendeinem Laden einen feuchten Fuzzi kriegt, weil einer denkt, wow geil, Max Giesinger, dem stecke ich jetzt mal meinen angeluschen Finger hier in die Ohren, weil es Max Giesinger ist und jemand filmt mich dabei. Sowas passiert dann auch mal, nicht oft, aber man ist halt quasi, ich gehe raus auf die Straße und dann bin ich privat und niemand guckt, das gibt es gefühlt nicht. Ich betrete dann quasi so die Außenwelt, die Öffentlichkeit und dann bin ich auch Max Giesinger und ich muss überlegen, wie ich mich verhalte, weil man natürlich direkt gejudged wird, du bist, wenn du nicht grüßt, bist du ganz schnell ein arrogantes Arschloch oder sonst irgendwas und die Leute packen dich viel schneller in den Schubladen rein.
Und weder ist es einem einfach egal, oder man muss sich halt ein bisschen mehr zusammenreißen, ich weiß es nicht.

Klaas: Du bist ja auch ein bisschen Politiker dann. Sie stehen auch immer in der Öffentlichkeit.

Max Giesinger: Darauf hätte ich wirklich gar keinen Bock. Ich habe echt Respekt vor den Leuten, die das machen, also ob du jetzt einen guten Job machst oder nicht, aber sich die ganze Zeit diesem Hate auszusetzen, das würde mich komplett zerreißen. Ich könnte das keine zwei Tage ertragen. Wenn da so ein Shitstorm nach dem anderen auf dich reinrasselt.

Klaas: Dann lieber ab und zu mal einen feuchten Flutschi in der Bar kriegen oder eine Kooperation mit irgendeiner Sprachlern-App eingehen. Max, ich danke dir für deine Zeit. Ich danke dir vor allen Dingen für diese schöne neue Single. Also ich bin echt gespannt, was noch an anderen Songs kommt, gerade wenn die alle deinen Test bestanden haben, die anderen Leuten vorzuspielen. Deswegen freuen wir uns jetzt erstmal auf Musik von dir und ich sage danke für deine Zeit und hoffentlich bis bald mal wieder hier im Sender bei uns.

Max Giesinger: Ja, gerne. Ich komme gerne wieder persönlich vorbei. War immer wieder sehr schön mit dir. Haut rein. Ciao, ciao.